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Kitchen Aid Multicooker: Abhandlung zum Sinn und Unsinn von Multifunktionsgeräten

multicooker_suppeIch nenne es jetzt mal den Thermomix-Effekt: Wer sich ein (mit Verlaub) schweineteures Gerät kauft, muss es für alles Mögliche benutzen, um die Ausgabe vor sich, seinem Mann, dem Bekanntenkreis zu rechtfertigen. “Ich mach da aaaalles drin – Dips, Suppen, Brot, Kuchenteig, Saucen!” Und das ist auch völlig in Ordnung so – wenn einem das Gerät das wert ist, soll man es guten Gewissens kaufen.

Genauso ist es mit dem KitchenAid Multicooker, der (ohne Rührturm) achtmal so teuer ist wie ein günstiger Slowcooker. Dafür sollte er aber auch ein bisschen mehr können als ein normaler Slowcooker – und das tut er auch. Fragt sich jetzt nur, ob man diese Zusatzfunktionen auch nutzt und ob sie einem die Mehrausgabe wert sind. Ich für mich beantworte das mit nach vier Wochen Test mit “Nein” – was das Gerät keinesfalls zu einem schlechten Gerät macht, aber ich gebe 239 Euro lieber anders aus 😉

Nachdem ich den ersten, nicht-funktionierenden Multikocher zurück geben musste (Gründe und Details siehe hier)  funktionierte Exemplar zwei als Slowcooker wirklich gut. Eine Zucchini-Cremesuppe  wurde in der angepeilten Zeit gar, das Malzbiergulasch butterzart, das Gemüsecurry kochte sich von allein. Und nach sechs Kochdurchgängen hatte ich auch das Prinzip “Eingaben immer durch Tastendruck bestätigen” (siehe Video) verinnerlicht, so dass der Kochvorgang auch tatsächlich startete. Trotzdem musste ich mich immer wieder energisch daran erinnern, den ausladenden Topf aus dem Keller zu holen (er ist zu groß für meinen Küchenwagen und erst recht die Arbeitsplatte) und tatsächlich zu nutzen.

Begeisterung für ein Küchengerät sieht also anders aus. Warum? Ich denke, ich bin kein Typ für Multifunktionsgeräte. Bevor ich im Multicooker viermal 250 Gramm Gulasch anbrate, erledige ich das in einem Rutsch auf dem Herd in meinem schweren Schmortopf, dessen Hitzeleitung/Anbratverhalten ich aus dem Eff-Eff kenne. Ich verstehe den Sinn von Schritt-für-Schritt-Kochmodi nicht, bei denen ich nach Ablauf einer Heizstufe die nächste mit Knopfdruck aufs Display starten muss. Dann muss ich ja doch dabei bleiben und kann genausogut am Herd den Drehregler drehen! Ich traue “fremdgesteuerten” Kochmethoden nicht und ich mag nicht jedesmal die Bedienungsanleitung in die Hand nehmen, bevor ich mit dem Kochen anfange. Und wenn die dann noch mehr schlecht als recht übersetzt ist und keinerlei Rezepte mitliefert, finde ich das enttäuschend.

Kurzum: Ich mag am KitchenAid Multicooker allein seine Slowcooker-Funktion, denn die erlaubt mir nach dem Erledigen der Vorbereitungen komplett etwas anderes zu tun, ohne dass ich dabei stehe und Eingaben bestätige. Möchte ich dabei stehen, koche ich nämlich auf dem Herd, zu hundert Prozent handgesteuert!

Dass ich dem Langsamkochen traue, nicht aber den anderen Automatiken, ist vermutlich mein persönlicher Spleen. Jedenfalls führt der dazu, dass ich nicht wirklich willens bin, 239 Euro für Funktionen auszugeben, die ich nicht nutze. Zwar kann der Multicooker auch mit ansehnlichem Design, ausgesprochen guter Verarbeitung und Isolierung punkten, aber sein eigentlicher Mehrwert liegt in besagtem “Multi” – allerdings nicht für mich. Und Zeitsteuerung kriege ich auch mit einer billigen Zeitschaltuhr aus dem Baumarkt hin. Sorry, KitchenAid – anders als beim Toaster und bei der Küchenmaschine kommen wir diesmal nicht zusammen 😉

Plus- und Minuspunkte des KitchenAid Multicookers

plus Gute Verarbeitung und Isolierung

plus ansehnliches Retro-Design

plus viele Steuerungsmöglichkeiten

plus gut ablesbares Display

minus ausladende Größe, kleines Volumen

minus Gebrauchsanleitung ohne Rezepte

minus gewöhnungsbedürftige Bedienung

minus hoher Preis verglichen mit Slowcooker

Es handelt sich hier um meine persönliche und vollkommen werbefreie Meinung. Ich habe den Multikocher selbst bestellt, selbst bezahlt und stelle ihn hiermit selbst wieder zum Verkauf: Wer ihn für 200 Euro plus Versand (vermutlich 8,90 EUR) haben mag, kann mir gerne schreiben! DAS GERÄT IST WEG!

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10 Kommentare

  • Antworten
    gfra
    7. September 2015 at 11:32

    Ich habe auf der IFA Berlin am Wochenende mit Repräsentaten von KitchenAid gesprochen: Nein, es ist nicht geplant, das englischsprachige Rezept-PDF für den Multicooker ins Deutsche zu übersetzen. Der sei auch mehr ein “Nischenprodukt”, man fokussiere sich mehr auf den CookProcessor. Für den gibt es ein sehr schönes deutsches Kochbuch…

  • Antworten
    Kukae
    7. September 2015 at 15:44

    Hallo Gabi, schade, dass du mit dem Gerät nicht warm wirst. Aber jeder hat so seine Prioritäten und für “im-Schrank-stehen” ist er definitiv zu teuer. Wie du weißt, habe ich ihn ja auch und ich persönlich liebe ihn! Ich benutze kaum noch meinen Herd, höchstens zum Schnitzel braten. Man muss in diesem Gerät tatsächlich mehr als einen reinen Slowcooker sehen. Für mich macht er aber tatsächlich nur mit dem Rührturm wirklich Sinn, dann kann man ihn auch alleine kochen lassen und seine Funktionen voll ausnutzen. Ich bin allerdings auch ein Fan von Multikochern und besitze 3 Stück, wobei mir der von KA am besten gefällt.
    10 Ärzte – 10 Meinungen, das gilt auch für Köch/e/innen 😉 Happy cooking!

    • Antworten
      gfra
      7. September 2015 at 18:23

      Danke, Kukae, für die “tröstenden Worte”… Ob ich noch Fan von Multicookern werde, bezweifle ich fast 😉

    • Antworten
      dorinamarie
      20. Oktober 2015 at 2:13

      Hallo Kukae, ich habe den Multikocher auch und ich liiiiiiebe ihn ebenfalls 🙂 Aufgrund des schweren Auffindens von Rezepten probier ich fröhlich selbst alles aus. Deshalb meine Frage, hast du schon mal Brot darin gebacken? Und wenn ja, hast du ein Backpapier dafür benutzt? (Hab ich mal auf YouTube gesehen, allerdings für einen anderen Slowcooker)
      Vielen Dank schon mal und viele Grüße aus Nürnberg 🙂

  • Antworten
    Ulrike
    8. September 2015 at 7:49

    Ich komme noch nicht einmal bei KitchenAid mit dem Toaster geschweige denn mit dem Foodprocessor-Aufsatz zu sammen 😉

  • Antworten
    Swyma
    9. September 2015 at 12:53

    Hallo Gabi,
    auch ich liebe Multi-Kocher und habe daher auch nur noch eine einzige Induktionsplatte wenn denn mal was nicht im Multi geht. Aber ich bin ja auch Rentner und daher hab ich überhaupt keine Zeit. ..lach
    Einen meiner Crocky benutz ich nur noch wenn ich im Herbst/Winter Eintopf im Großen zubereite um es dann einzufrieren.
    Ändert für mich aber nichts daran das ich gerne Deine Rezepte für mich nutze mit und ohne Slowcooking. griiiens
    Weiterhin viel Vergnügen mit dem Crocky

  • Antworten
    Gerätetest: Instant Pot – Schnellkochtopf UND Slowcooker – Crockyblog – Langsam kocht besser
    20. März 2017 at 8:47

    […] ist die Schwachstelle sämtlicher Multikocher, die ich bisher getestet habe (siehe hier und hier). Denn was nutzt mir ein großzügiger 5- oder gar 6-l-Topf, wenn ich darin auf einmal […]

  • Antworten
    Gerätetest Russell Hobbs-Multikocher & Safrankartoffeln | Langsam kocht besser
    22. Februar 2018 at 14:58

    […] ich keine Freundin von Multikochern bin, habe ich ja nun schon häufig betont. Vor allem stört mich daran der Mehrpreis für Zusatzfunktionen, die ich gar nicht nutze und die […]

  • Antworten
    Adriana Rodriguez
    12. Juni 2019 at 12:25

    Hallo, ich benutze Thermomix-Rezepte in diesem Topf und es ist köstlich. und ich musste nicht bezahlen, was der termomix wert ist

  • Antworten
    Langsamkochen bei Westwing und Glamour | Langsam kocht besser
    17. März 2023 at 16:17

    […] der mattsilberne Multikocher von KitchenAid, der zehnmal soviel kostet (und mich bekanntlich nicht vom Hocker gehauen hat). Aber immerhin: Der Miniartikel lenkt Aufmerksamkeit auf das Kochen, für das man nicht in […]

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