“Da sind ja zum Teil dieselben Rezepte in beiden Büchern, ärgerlich!” “Selten so hässliche Food-Fotos gesehen, grauer Glibber mit blauer Papierserviette!” Ich glaube, so eine dicke Haut hat niemand, dass ihn solche Bemerkungen zur Qualität der eigenen Arbeit nicht treffen. Mich haben sie sehr getroffen, als ich das jüngst bei den Amazon-Rezensionen zu meinen – inzwischen vier – Slowcooker-Büchern gelesen habe. Ja, natürlich darf man meine Bücher auch blöd finden und in Teilen kann ich die Kritik auch verstehen 🙂 Andererseits würde ich gerne einmal darlegen, wie diese Bücher überhaupt entstanden sind und dass ich nie damit gerechnet habe, dass jemand nicht nur ein, sondern alle Bände kauft…
2006 – 2008
… bin ich mit dem Konzept eines deutschsprachigen Slowcooker-Kochbuches bei -zig Verlagen hausieren gegangen. Erfolglos.
2009 – 2011
Ein österreichischer Verlag wird auf den Crockyblog aufmerksam und bietet mir an, das Kochbuch “Die neue Art zu kochen” zu verlegen. Yeah! Ich komplettiere Schreib- und Kocharbeit, das Buch erscheint und verkauft sich prima. Unglücklicherweise erweist sich jedoch mein Geschäftspartner als Fehlgriff. Er liefert miese Qualität unzuverlässig aus und bleibt mir Honorar schuldig. Schließlich untersage ich ihm, mein Material weiter zu nutzen. Damit gibt es das Buch – bis dato das einzige deutsche Slowcooker-Buch – nicht mehr.
2011
Ich habe in der Zwischenzeit genügend weitere Rezepte für insgesamt “52 Wochen – 52 Suppen” beisammen. Foodfotografie bringe ich mir in dem Zusammenhang – naja, anfangs mehr schlecht als Recht – selbst bei. Ich layoute das Material in Word, besorge mir eine ISBN und lasse das Suppenbuch zum Jahresende auf eigenes finanzielles Risiko selbst drucken. Damit es überhaupt wieder ein Buch zu dem Thema gibt.
2012
.. gehe ich erneut mit dem ungenutzten Grundkochbuch-Thema bei Verlagen hausieren. Erfolglos. Keiner möchte das “Minderheitenthema”. Also überarbeite ich die Texte, lasse layouten, kaufe die nächste ISBN und drucke eine Kleinstauflage “Langsam kocht besser” auf eigenes finanzielles Risiko. Das ist diesmal erheblich höher, denn das Buch hat nicht nur 98, sondern 220 Seiten.
2013
Inzwischen weiß ich, wie’s geht. Ich sammele spezielle, einfache Rezepte in “Slowcooker@work” und drucke die nächste Kleinauflage. Die Garage wird zum Lagerrraum.
2014
… wird der Ruf nach fleischlosen Rezepten für den Slowcooker immer lauter. Ulrike (meine Lektorin und Foodblogger-Freundin) und ich tun uns zusammen und schreiben “Slowcooker vegetarisch“. Das ist das Grundkochbuch ohne Fleisch und somit Kleinstauflage Nummer vier.
Herbst 2014, tusch & tärää…
Auf einmal wird das Thema Slowcooker um vieles beliebter als zuvor. Wieso? Gute Frage, ich weiß es nicht. Wo ich vorher zweimal wöchentlich den Briefkasten anfuhr, bringe ich jetzt jeden Tag (manchmal viele) Umschläge zur Post. Und Leute kaufen plötzlich nicht mehr nur ein Buch, sondern ALLE! Bislang bestellten die Wissbegierigen Grundkochbücher, die Suppenfans das Suppenbuch und Büroarbeiter das @work – nein, der Bedarf an Rezepten ist offenbar viel größer als von mir eingeschätzt. Und damit sind Rezeptdopplungen (hier genau beschrieben) echt ärgerlich. Ja, ich verstehe das!
Herbst 2015
… wird “Slowcooker für 2” (wieder in Eigenregie) erscheinen, Dafür haben Ulrike und ich etwa 80 Single-Rezepte für den neuen 1,5-l-Kocher entwickelt. Die stehen übrigens in keinem der anderen Bücher, sondern sind ganz neu. Zudem werde ich “Slowcooker@work” einstellen und dessen Rezepte auf das Grundkochbuch und das Suppenbuch verteilen. Dafür werden die “Doppelgänger” eliminiert.
Und die hässlichen Fotos?
Werde ich nach und nach durch neue ersetzen. ABER: Ulrike und ich legen Wert darauf, dass unser Essen – bis auf das Kräutersträußchen obenauf – nicht geschönt wird. Wir kochen, richten an und essen den Teller anschließend leer – also hebt kein Sand in der Suppentasse die festen Inhaltsstoffe nach oben oder sorgt Haarspray für Glanz auf dem Fleisch. Das als kleiner Fingerzeig an all diejenigen, die bei Amazon Minuspunkte wegen fehlender Hochglanzoptik verteilen 🙂
14 Kommentare
Swyma
4. Juli 2015 at 11:44Hallo Gabi,
ich habe NULL Verständnis für solch dämliche Kommentare bei Amazon wie Du sie hier schilderst.
Ich habe, so glaube ich wenigstens, alle Deine Bücher und finde jedes nur KLASSE. Das sich schon mal Rezepte wiederholen finde ich überhaupt nicht tragisch und das die Bilder nicht geschönt sind finde ich absolut angenehm, so kriege ich nämlich keinen Frust weil meine Kochergebnisse so “mies” ausschauen.
Naja, es gibt halt immer wieder Menschen die vor lauter Frust über sich selber irgendetwas suchen um zu meckern. Würden selber so tolle Bücher nicht hinbekommen und ich sage noch einmal DANKE für Deine tolle Arbeit und die Liebe die Du beim zusammenstellen in die Bücher investierst.
chastity64
4. Juli 2015 at 17:03Viele Leser sind vermutlich von den tollen Hochglanzkochbüchern mit den super arrangierten und gestylten Foodfotos verwöhnt. Dagegen sind dann wahrscheinlich deine Fotos eine ganz andere Liga. Allerdings darf man halt wirklich nicht vergessen, dass du keinen tollen Verlag und Fotografen im Rücken hast.
Daher: Hut ab für deine tollen Kochbücher! Ärger dich nicht, manche Leute haben halt immer was zu moppern.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste Buch. 😀
chastity64
Karin
5. Juli 2015 at 13:16Mir -und auch meiner Freundin, der ich es geschenkt habe- hat dein Buch ” Langsam kocht besser” sehr gut gefallen, gerade für den Crocky-Neuling ist es sehr gut geschrieben und die Bilder sind wirklich authentisch und nicht gestylt.
Ich freue mich jedenfalls auf dein neues Buch für den Baby-Crocky, den wir als 2- Personen-Haushalt sehr gerne nutzen.
gfra
5. Juli 2015 at 21:01@Swyma, Chastity und Karin – danke für den Zuspruch 🙂 Ich habe mir lange überlegt, ob ich diese “Verteidigungsrede” schreiben soll, denn vermutlich kommt sie bei Kommentatoren nicht mal an. Aber irgendwie musste ich mir Luft machen 😉
Marie
6. Juli 2015 at 12:22Ich finde die Kochbücher sind sehr liebevoll gestaltet und auf Fotos die nur “auf schön gemacht” sind kann ICH persönlich gut verzichten. Zuerst habe ich hier aus dem Crocky-Blog Rezepte ausprobiert und fand sie alle super beschrieben, sehr sehr lecker und auch noch mit schön zu lesenden netten Geschichten verknüpft !
Darum habe ich mir letzte Tage das Grundkochbuch und das Suppenkochbuch bestellt. Ich habe immer wieder überlegt ob ich die Suppen oder das @Work nehmen soll…Hätte ich gewusst das bald eine Neuauflage heraus kommt hätte ich gewartet, aber das ist eben jetzt so gelaufen. Bei den doppelten Rezepten habe ich auch erst etwas gestutzt aber wenn man bedenkt wie viele Rezepte hier noch gratis dazu zu finden sind ist das völlig OK und nicht erwähnenswert.
Also Gaby, mach weiter so wie bisher ! Die Bücher sind klasse !
gfra
6. Juli 2015 at 13:03Danke für deinen netten Kommentar, Marie 🙂 “Bald neu herauskommen” ist sehr relativ – du müsstest dann vermutlich noch (mindestens) ein Jahr warten… Denn erst machen wir das “Slowcooker für 2” fertig, dann beginne ich damit, das Grundkochbuch zu überarbeiten und dann baue ich das Suppenbuch um und stelle das @work ein. Erfahrungswerte zeigen: Mehr als ein Buch pro Jahr geht nicht, ich bin ja schießlich auch noch mein eigener Buchhalter, mein Buchversender, mein PR-Manager und schreibe zwei Blogs.
Marie
6. Juli 2015 at 13:55Dank, dann habe ich ja doch alles richtig gemacht und mir die beiden Bücher JETZT gegönnt! Ein Jahr würde ich nicht warten wollen:) Dann schau ich mir lieber das “Slowcooker für 2” an wenn es erscheint und stocke auf…
Ulrike
10. Juli 2015 at 8:42Kein Mensch regt sich bei großen Verlagen über doppelte Rezepte auf, vermutlich, weil keiner mehrere Kochbücher von einem Verlag zum gleichen Thema kauft. Das ist der Nachteil eines Ein-Frau-Verlages mit geballter Kompetenz zu diesem Thema.
Aber immerhin können deine/unsere Leser die Sachen genauso anrichten, wie in den Büchern, das ist mehr als bei diesen Hochglanzabbildungen. Und wie Bild im Buch und das auf dem Teller abweichen, habe ich schon vor 6 Jahren feststellen dürfen. Und wie du schon schreibst, wir essen das auch und zwar nicht wieder aufgewärmt 😉
gfra
14. Juli 2015 at 8:43Du hast sowas von Recht 🙂
Manuela Urscher
14. Juli 2015 at 16:41Hallo Gabi,
Ich habe alle deine Bücher und finde sie klasse, und gerade weil die Bilder nicht geschönt sind und egal was ich bis jetzt daraus gekocht hab es hat immer geschmeckt, was ich von den Büchern von manch anderen (auch Profiköchen) nicht sagen konnte.
LG Manu
gfra
14. Juli 2015 at 17:30Danke, Manuela, für den Zuspruch wegen der nicht-geschönten Bilder! Wie gesagt – ich möchte das noch essen, was ich da fotografiere. Ich wische natürlich die Kleckse weg und lege eine Serviette dazu, aber wenn dann jemand motzt, dass mein Porzellan zu altmodisch ist, dann kann ich für den/die Neues anschaffen und das Buch um zwei Euro verteuern 😉
Outlaw
28. September 2015 at 9:44Diese Kochbücher haben für mich einen weitaus höheren Gebrauchswert als die meisten meiner anderen Kochbücher und die Autorin ist für mich die Martha Stewart der deutschsprachigen Crockyszene.
Und den Liebhabern dieser gepimpten Hochglanzbilder sei gesagt, dass auch FoodPORN nur eine Illusion darstellt. 😉
Just my two cents
Gabi
28. September 2015 at 9:58Dankeschön 😉 Aber mit Martha Stewart sehe ich mich keinsfalls auf einer Stufe. Ich stehe weitaus höher, grins, denn ich versteuere treu und brav sämtliche Einnahmen und besitze nicht eine einzige Aktie 🙂 🙂
Und tschüss: Slowcooker@work wird eingestellt | Langsam kocht besser
22. Juni 2024 at 8:30[…] aufzulösen. Ich hatte zwar nie damit gerechnet, dass KundInnen ALLE meine Bücher kaufen würden (siehe hier), aber sie tun es (ich beschwere mich ja gar nicht 😉 ) und möchte zukünftigen Stammkundinnen […]