UPDATE: Dieses Rezept gibt es jetzt auch in einer 2020er Version – siehe hier.
Eigentlich geht es mir wie femnerd: Ich esse ungern (zu) scharf. Ich möchte noch etwas schmecken und das kann ich nicht, wenn mir der ganze Mund wie Feuer brennt! Beim Thailänder und Inder oute ich mich ohne großes Federlesens als Weichei (“Nicht ganz so scharf, bitte!”) und auch dieses Chili – mein Beitrag für das Blogevent Some like it hot – ist für ernsthafte Chilifans vermutlich nur die Kleinkind-Version, eine Stufe oberhalb von H…-Babybrei.
Abgesehen von der von mir verringerten Zahl der Chilischoten ist es jedoch ein superleckeres Chili mit ungewöhnlichen Zutaten (Kaffee, Bier, Kakao), die man jede für sich überhaupt nicht herausschmeckt. Gemeinsam ergeben sie so etwas wie ein “Gesamtkochkunstwerk”, eine superwürzige, dicke, dunkle Sauce. Ehrlich: Das von Allrecipes stammende Originalrezept hat (fast?) jeden überzeugt, der’s mal gekostet hat…
Auf meiner Webseite USA kulinarisch hat sich das Coffee Chili mit fast 250 000 Seitenabrufen (EDIT 4/2016 – mehr als eine Million) in den letzten Jahren zum absoluten Top-Rezept entwickelt, vermutlich auch durch die Schützenhilfe der vielen guten Bewertungen vom Chefkoch. So sehr ich mich über die freue – manche Fragen und Variationen lassen mich schaudern, vor allem, wenn’s dem Chili dann doch zu sehr an den eigentlichen Charakter geht. Deswegen hier noch kurz die Fakten für Puristen:
- Chili con carne ist kein mexikanisches Gericht, sondern kreative Resteverwertung, die im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet entstanden ist: Zähes (oder zu lang abgehangenes) Rindfleisch wurde mit vielen Gewürzen weichgeschmort.
- Ein Chili ist ein Fleischragout, kein Gemüseeintopf. Paprika und Mais gehören nicht hinein, in manchen Landstrichen nicht einmal Bohnen.
- Chili wird mit süßlichem Maisbrot (oder allenfalls Baguette) serviert, wer mag reicht saure Sahne oder geriebenen Käse als Garnitur. Nudeln oder Reis? Geht gar nicht.
Coffee Chili (Slowcooker- und normale Version)
Kaffee, Kakao, Bier? Ehrlich - die "seltsamen" Zutaten dieses Chilis verkochen zu einer Art Gesamtkunstwerk. Das Rezept ergibt ein unfassbar leckeres dunkles und würziges Chili.
Zutaten
- 30 ml Öl
- 2 Zwiebeln, gehackt
- 3 Knoblauchzehen, zerdrückt
- 500 Gramm Rinderhack
- 500 Gramm Rinder-Gulaschfleisch, fein gewürfelt
- 1 groß. Dose Tomaten, mit Flüssigkeit, aber etwas zerdrückt
- 250 ml dunkles Bier
- 200 ml Kaffee
- 2 klein. Dosen Tomatenmark (a 70g)
- 200 ml Rinderbrühe (aus Instant zubereitet)
- 50 g Brauner Zucker
- 2-3 Essl. Chilipulver
- 1 Teel. Kreuzkümmel, gemahlen
- 1 Teel. Backkakao
- je 1/2 TL getr. Oregano und gem. Koriander
- Salz und Pfeffer
- 3 Dosen Kidneybohnen (425 ml Inhalt), abgegossen
- 3 klein. frische Chilischoten, entkernt und fein gewürfelt (oder viel weniger bzw. gar nicht!)
Zubereitung
Öl in einem großen Topf erhitzen, darin Zwiebeln, Fleischwürfel, Hackfleisch zehn Minuten schön anbräunen. Dann die restlichen Zutaten (bis auf die Bohnen dazugeben) und abschmecken - ruhig erst mit weniger Chilischote anfangen.
Bei kleiner Hitze unter häufigem Rühren etwa eineinhalb Stunden garen. Dann die Bohnen hinzufügen und weitere 30 Minuten köcheln lassen, eventuell etwas weitere Brühe oder Bier hinzufügen.
Notizen
Wer einen Slowcooker (5,5 l oder größer) hat: Das Chili etwa 3,5 bis vier Stunden auf HIGH oder acht Stunden auf LOW garen. Den Schritt des Anbrates würde ich nicht auslassen.
19 Kommentare
Dolce
11. Juni 2008 at 8:50Ein für mich ungewöhnliches Rezept mit der Kombination aus Bier und Kaffee, das mich jedoch sehr neugierig macht. Muss ich unbedingt mal ausprobieren!
lavaterra
11. Juni 2008 at 9:57Ja, bei dieser Rezeptur wird man wirklich neugierig auf den Geschmack. Rezept notiert und vielen Dank für’s Mitmachen.
Sivie
11. Juni 2008 at 17:40Das klingt lecker. Und bei uns ist auch eher nicht so scharf angesagt. Wer möchte kann nachwürzen.
Max
11. Juni 2008 at 19:42Ausgezeichnetes Rezept, hervorragender Geschmack, sehr zu empfehlen. Aber mit Nudeln geht’s schon. Besonders vermischt mit Makkaroni bekommt man es in den Staaten oft unter dem Namen “Chili Mac” serviert. Siehe z.B. http://www.cooks.com/rec/search/0,1-0,easy_chilli_mac,FF.html
Und warum nicht mit Reis, wenn’s einem schmeckt?! Mit Chili ist der Phantasie keine Grenze gesetzt. Nochmals besten Dank.
KochSinn
12. Juni 2008 at 22:20Bis jetzt kannte ich nur mit Kakao. Aber Hallo, mit Bier und Kaffee, das wird doch ausprobiert.
Ralph
14. Juni 2008 at 7:56Witzig, mein Lieblings Chili ist auch mit Kaffee, allerdings mit Schweinefleisch. Irgendwo auf meinem blog zu finden:-)
Zu Chili : Das ‘Original Chili’, bowl of red, kommt natuerlich nicht aus Mexiko und enthaelt nur Rindfleisch, Chillies und Gewuerze. In manchen Gegenden der USA gibt man noch Bohnen bei, manchmal auch Tomate. Mehr hier : http://whatscookingamerica.net/History/Chili/ChiliHistory.htm
Auf der anderen Seite, Chili mit Pasta(Spaghetti) ist auch ein Klassiker, in Cincinatti, entweder 2, 3, 4 oder 5-way 😉
Zeitlos
27. Juni 2008 at 17:16Ist mit dunklem Bier richtiges Dunkelbier oder Malzbier gemeint?
Gabi
27. Juni 2008 at 18:22@zeitlos: Ich verwendet Alt- oder Schwarzbier, Malzbier ist sicherlich zu süß – oder man lässt ansonsten den Zucker weg…
Jessica Gunia
21. Oktober 2017 at 17:18Sehr leckeres Rezept, war das erste, das ich aus Lkb heute nachgekocht habe. Ich habe Köstritzer Schwarzbier verwendet und nur den 3,5l Crocky verwendet (Zutaten entsprechend reduziert).
Werde mich jetzt durch deine Bücher kochen.
Gabi Frankemölle
21. Oktober 2017 at 17:19Freut mich, dass die Preemiere gleich geklappt hat 🙂
Narana
12. Mai 2018 at 11:28Für jemanden, der’s nicht zu scharf mag, bist Du mit den Zutaten aber mächtig rasant unterwegs….
2-3 Essl. Chilipulver
???
Ernsthaft?
Gabi Frankemölle
12. Mai 2018 at 15:19Chilipulver ist nicht gleich Chilipulver… Aber du kannst auch gerne nur einen TL nehmen oder gar nichts 😉
Martine
12. Januar 2020 at 14:17Nachgekocht und was soll ich sagen ein “Gedicht” sehr zu empfehlen
Liebe Grüsse
Martine
Gabi Frankemölle
12. Januar 2020 at 15:39Das freut mich!
Nadine
26. März 2020 at 12:04Hallo Gabi,
wann kommen bei der Crockpot-Variante die Bohnen dazu?
LG
Nadine
Gabi Frankemölle
26. März 2020 at 12:30Eine Stunde vor Schluss – aber die vertragen auch von Anfang an mitgegart zu werden…
Nadine
30. März 2020 at 10:31Wir haben zu Dritt alles verputzt – war echt sehr lecker!
Danke für das schöne Rezept 🙂
Christin
25. Juli 2020 at 16:11Hallo, das klingt sehr lecker aber kann ich das Bier vielleicht trotzdem ersetzen? Kaffee erhöhen oder lieber Brühe?
Gabi Frankemölle
26. Juli 2020 at 18:00Kann ich dir leider nicht sagen, habe ich nie ohne gekocht. Ich würde es einfach weglassen und mehr Brühe nehmen.