“Braucht man das?” ist eine neue Serie, die ich in lockerer Form hier veröffentlichen möchte. Dabei stelle ich Geräte, Zubehör, Rezepthefte, Rezepte und was-auch-immer-vor, das mir unter die Augen kommt und etwas mit dem Slowcooker zu tun hat.
Braucht man Temperaturmessen im Slowcooker – und falls ja, wie interpretiert man die Ergebnisse? In diesem Artikel lest ihr meine Meinung zu Temperaturmessungen.
Was ist das Temperaturmessen im Slowcooker?
“Hilfe – nach sechs Stunden hatte mein Slowcooker 93 Grad. Ist das Gerät kaputt und muss ich es zurück schicken?” Neuerdings bekomme ich hier, in Mails oder in den Slowcooker-Fangruppen bei Facebook immer öfter Fragen zu angeblich richtigen oder falschen Temperaturwerten beim Langsamkochen.
Wie geht das Temperaturmessen im Slowcooker?
Man hält für eine Weile ein Thermometer in die Speise. Wie ich mitbekommen habe, ist das bei manchen Slowcooker-Neulingen die erste Aktion mit ihrem Gerät – statt zu kochen vermessen sie die erreichten Temperaturen. In einigen Facebook-Gruppen wird es sogar ausdrücklich empfohlen.
Was kostet es?
Eigentlich nur Zeit. Ein Bratenthermometer ist in einem gut ausgestatteten Haushalt eh vorhanden, ansonsten kann man analoge Exemplare für wenige Euro kaufen, digitale gibt es ab 20 Euro aufwärts.
Was steckt dahinter?
Ich denke mal, der Wunsch, das ungewohnte und unpräzise Kochverfahren “Langsamkochen” durchschaubarer zu machen. Und vielleicht auch, Anhaltspunkte für Kochzeiten zu gewinnen und lose Angaben wie “sechs bis acht Stunden auf LOW” zu konkretisieren.
Braucht man das?
Ganz klares Nein. Denn ein Temperaturwert an sich sagt gar nichts aus, weil zig Variablen einen Einfluß darauf haben:
- An welcher Stelle im Topf wurde gemessen? Nah an den “Heizbändern”, weiter weg davon?
- Wieviel Füllmenge ist wovon im im Topf? Handelt es sich um dünn- oder dickflüssige Gerichte?
- Wie war die Ausgangstemperatur der Speise? Welche Heizstufe war wie lange eingestellt?
- Welches Topfmodell besitzt man? Hat das einen “internen” Regler zum Abgleich von Temperaturen?
Die “Punktmessungen” mit ganz verschiedenen Ausgangswerten vernachlässigen all diese Faktoren. Grundsätzlich ist es allerdings schon so, dass bei LOW idealerweise Temperaturen zwischen 75 und 80 Grad im Topf herrschen, bei High 85 bis 90. Leichtes Köcheln am Rand ist dabei kein Problem, brodelndes Kochen durch den ganzen Topf hinweg schon. Letzteres erkennt man auch ohne Temperaturmessung mit blossem Auge, wenn man denn einfach mal etwas kochen würde und nicht nur Temperatur misst 😉
Gibt es echt keinen Grund zum Temperaturmessen?
Naja, einen doch – wenn man berechtigte Zweifel daran hegt, dass der eigene Slowcooker überhaupt bakteriensichere Temperaturbereiche erreicht. Wenn also Gerichte überhaupt nicht gar zu werden scheinen, dann sollte man eine 2/3 Topffüllung Leitungswasser erhitzen und die Temperatur ermitteln: Nach acht Stunden LOW muss es mehr als 75 Grad erreicht haben.
Mein ganz persönliches Fazit
Slowcooker sind keine gradgenauen SousVide-Geräte (obwohl es das auch als Kombi gibt). Mich (als Nicht-Wissenschaftler oder Gruppen-Admin-Napoleon) interessiert es nicht, ob ein Gerät letztendlich 78, 87 oder 93 Grad erreicht, denn ich denke nicht in Grad, sondern in Stunden. Soll heißen, ich merke mir, welche Garzeiten welche Speisen in meinen diversen Topfmodellen haben – und schließe daraus, ob sie ordentlich arbeiten.
Ja, ich habe Slowcooker, die kochen auf SLOW seeehr langsam und bei anderen köchelt es auf HIGH schon recht ordentlich. Für jemanden, der z.B. “gesund/ungesund” an Temperaturbereichen festmacht, ist das sicherlich ein Thema. Für mich eher nicht, da ich den Kocherfolg messe an “Gar zur angepeilten Zeit” und “Ohne Aufsicht, ohne Anbrennen lecker Essen fertig”. Und das kriegt man mit sämtlichen Temperaturen zwischen 75 und 95 Grad hin!
Was ist Eure Meinung: Ist es wichtig, beim Slowcooking die Temperatur zu messen?
23 Kommentare
Silke Newby
10. Oktober 2016 at 15:58Ich bin noch relativ neu im slow-cooking Bereich und habe die Temperatur bisher nicht gemessen und habe es auch zukünftig nicht vor. Ich finde man kriegt recht schnell heraus, ob das eigene Gerät eher kühler oder wärmer arbeitet. Ich habe am Anfang strikt nach Slow Cooker Rezepten gekocht und mich nach den angegebenen Zeiten gerichtet. Das reicht mir um zu wissen, wie mein Topf “tickt”. Einfach ausprobieren ist die Devise!
gfra
10. Oktober 2016 at 15:59Genau wie du es gemacht hast, empfehle ich es auch immer 😉 Grins, die Frage nach den exakten Temperaturen kommt auch irgendwie viel häufiger von Männern als von Frauen!
Dagmar K.
13. November 2016 at 9:09Wir haben erst seit vorgestern einen Crock Pot, gestern zum ersten Mal genutzt. Ein Afrikanisches Erdnusshähnchen, laut Rezeptangabe 5 Stunden auf Low. Ergebnis : Gemüse matschig und Fleisch trocken, also Enttäuschung pur!! Die Temperatur habe ich auch nicht gemessen, allerdings hab ich gesehen, dass es fast im ganzen Topfbereich geblubbert hat… Bin etwas ratlos und frustriert. Habe mir den Einstieg etwas anders vorgestellt.
gfra
14. November 2016 at 14:38Ich glaube, dazu muss ich nochmal nen eigenen Artikel schreiben – die Kochpremieren! Man muss seien Topf wirklich erst kennenlernen – ist es einer der schnellen oder eher von der langsamen Sorte? Also am Anfang zwar Rezepturen genau nachkochen (und nicht gleich improvisieren), aber die Gardauer genau beobachten… Je nach Topf kann es auch viel schneller gar sein oder viel länger dauern. Hast du einen original Crock-Pot? Die sind als Heißblüter bekannt und brodeln sehr – wenn du wirklich lange ohne Aufsicht kochen möchtest, fährtst du besser mit Töpfen von Morphy Richards oder Russell Hobbs. Temperaturmessen ist unnötig und hat keine Aussagekraft.
Dagmar K.
15. November 2016 at 7:32Hallo Gabi,
vielen Dank für die super schnelle und vor allem ausführliche Antwort!!
Vorweg muss ich jetzt mal sagen, dass mir vorhin aufgefallen ist, dass ich mir als nächstes Slow Cooker Kochbuch eines von Dir ausgesucht hatte – da ich von meinem ersten auch eher etwas enttäuscht war und bei dem Grundkochbuch für Slow Cooker (Langsam kocht besser) steht nämlich in einer Kunden-Rezension bei Amazon, dass da auch klassische Rezepte drin sind, wie zum Beispiel Rouladen oder Gulasch, und genau nach so was hatte ich eigentlich gesucht. Manchmal ist es eben doch besser, vorher etwas mehr Zeit zu investieren.
Also…zu meinem mittlerweile Ex-Slow-Cooker: Ja, es war ein original Crock Pot.
Die Temperatur hatte ich gar nicht gemessen, mich hatte nur gewundert, dass es irgendwann nicht nur am Rand blubberte, sondern quasi im ganzen Topfbereich. Und somit wohl auch kaum verwunderlich, dass das Essen dann total zerkocht war. Babybrei mit trockenem Hühnchenfleisch.
Ich danke Dir für Deine Tipps zu den anderen zwei Marken und ich denke, ich werde es dann demnächst nochmal wagen.
Darf ich schon mal fragen, für welchen Slow Cooker Deine Buchangaben sind, also für einen Heiß- oder Kaltblüter? 😉
Ich wollte das ganze Thema ja schon abhaken, aber Du hast mir doch noch einmal Mut gemacht. Danke!!
Liebe Grüße,
Dagmar K.
Petra Voigt
1. Dezember 2016 at 4:33Also ich habe 2 einmal einen Crockpot und einen Andrew James. Koche auch noch nicht lange mit dem Slowcooker, habe aber ganz schnell raus bekommen (ohne Thermometer) dass ich in beiden alle Rezepte die mit high angegeben sind einfach auf slow mit der gleichen Zeit koche und schwupps ist alles gut.
gfra
1. Dezember 2016 at 6:19Seh ich auch so 😉 Mit diesem Temperaturkrams macht man sich nur unnötig Gedanken und eine Lösung ist es nicht, wenn man hinterher sagen kann, es sind 88 Grad im Topf…
Reymund Lenkeit
3. Dezember 2016 at 10:47Also bei großen Fleischstücken oder Geflügel würde ich dann doch lieber nach Kerntemperatur arbeiten
Gabi
3. Dezember 2016 at 14:31Das stimmt, Reymund – aber das ist eine ganz andere Baustelle 😉 Hier ging es mehr um die “Funktionsüberprüfung” per Thermometer…
Wird dein Slow Cooker zu heiß? - Slow Cooker Fan
11. Januar 2019 at 17:11[…] Gaby Frankemölle gelesen, die sich auch vor Jahren zu diesem Thema geäußert hat. Ich verlinke ihn hier […]
Norbert
26. Januar 2019 at 17:26Wenn aufgrund der heute “üblichen” Produktionsbedingungen von Lebensmitteln Salmonellen und multiresistente Keime fast schon zum Standard gehören, dann ist die Frage, ob der Slow Cooker zu heiß wird, für die Sicherheit nicht so wichtig wie der Zeitpunkt, wann er heiß genug ist, um mit gutem Gefühl, zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Schonung der Wertstoffe in den Nahrungsmitteln auf eine niedrigere Heizstufe zurückschalten zu können. In diesen Sinne bin ich sogar mit dem vorherigen Anbraten einiger Lebensmitteln einverstanden, obwohl ich Röstaromen nicht besonders mag. Aber das Leben ist nun einmal ein stetiger Kompromiss, weil jeder Idealzustand viel zu individuell ist, um die Bedürfnisse vieler Menschen optimal zu befriedigen (Zitat Neo-Ritters Mick Jagger: I Can’t Get No Satisfaction).
Russell Hobbs 3in1 Multikocher: Wie gut ist er? | Langsam kocht besser
13. November 2019 at 8:52[…] beweist, dass Temperaturmessungen in Slowcookern Quatsch und höchstens eine Momentaufnahme sind (siehe auch hier) und dass 2) der Sous Vide-Modus halt einfach für anderes gedacht ist ? Slowcooking für […]
Sandra
18. Februar 2020 at 19:37Bin ich froh das ich gerade den Artikel gefunden habe! Habe seit fast zwei Jahren meinen Andrew James und bin auch sehr zufrieden damit. Allerdings denke ich auch das er in low etwas langsam ist( oder auch nicht … zwei Schweinefilets von ungefähr 1 kilo zusammen , gart er mir in Low in ungefähr 2,5 Std auf 70 Grad) Habe jetzt in einer gruppe gelesen das der Topf in 4 Stunden Low auf 80 grad kommen soll… bin mir sicher das meiner das nicht schaft aber ist es deshalb gefährlich auf Low zu garen?
Bin definitiv etwas unsicher geworden und wäre dir für eine Antwort sehr dankbar
Gabi Frankemölle
18. Februar 2020 at 20:01Zweieinhalb Stunden auf LOW? Nee, da kann doch sowieso nix gar werden, nicht mal Milchreis heiß genug 😉 Hast du denn schon mal ne Suppe oder sowas nach Anleitung gekocht (4 h HIGH oder 8 LOW) und sind die Gemüse dabei weich geworden? Dann ist der Topf in Ordnung – ein Temperaturwert nach 2,5 Stunden hat wirklich keine Aussagekraft. Es ist Slowcooking 😉
Steffi
26. Mai 2020 at 0:20“Grundsätzlich ist es allerdings schon so, dass bei LOW idealerweise Temperaturen zwischen 75 und 80 Grad im Topf herrschen, bei High 85 bis 90.”
Sehe ich auch so und habe daher einen Russell Hobbs zurück geschickt, der bereits auf low 93°C erreichte. Der Ersatz, ein Crockpot, hat es auf low sogar auf 97°C gebracht. Wenn ich mit diesen Temperaturen kochen will, nehme ich einen normalen Kochtopf…
Gibt es denn keine thermostatgesteuerten slow cooker?
Gabi Frankemölle
26. Mai 2020 at 7:38Am ENDE der Garzeit erreichen fast alle Slowcooker diese Temperaturen, weil die Hersteller überlange Garzeiten (und eventuelle Lebensmittelvergiftungen) vermeiden wollen. Aber ja, es gibt auch temperaturgesteuerte Slowcooker: https://slowcooker.de/russell-hobbs-3in1-multikocher-wie-gut-ist-er/ und Klarstein hat auch einen Sous Vide Multigarer… Aber auch die kriegen das so genau nicht hin.
Susanne Hudler
25. Januar 2021 at 0:09Habe auch einen ganz neuen Crockpot – hat heute 97 Grad erreicht, dann brauch ich keinen Slowcooker, seh das ähnlich -werde mal eine Temperaturmessung starten
Gabi Frankemölle
25. Januar 2021 at 8:26WANN hat der 97 Grad erreicht, was war drin? Nach einer halben Stunde mit nem halben Liter warmen Wasser, nach acht Stunden HIGH mit vier Litern? Du siehst den Unterschied? Ohne ganz viele Variablen zu berücksichtigen macht diese Temperaturmessung überhaupt keinen Sinn…
Gerätevorstellung: 3,5 l Slowcooker vom Wunderkessel | Langsam kocht besser
13. Dezember 2020 at 9:15[…] Temperaturmessungen viel zu viele Variablen, als dass sie irgendetwas aussagen würden – siehe hier. 2) testet man besser, indem man nicht misst, sondern einfach mal was unter […]
Britta Hoffmann-Millack
30. April 2021 at 12:28Na ja, ganz so sinnlos ist das nicht. Bei mir brennen alle Speisen auf High an und selbst auf Low blubbert es und ist mir auch schon angebrannt. Natürlich möchte ich wissen, ob mein Slowcooker defekt ist und suche nach Zahlen, die mir sagen, welche Temperatur normal ist.
Gabi Frankemölle
30. April 2021 at 13:34Natürlich ist das Messen NICHT sinnlos, wenn man (wie Sie) Probleme mit dem Gerät hat, wenn man drin kocht. Aber vor dem ersten Kochen erstmal die Temperatur mit Wasser messen??? Überflüssig 😉
Aber trotzdem: Es gibt halt keine “normalen” Temperaturene beim Slowcooker, nur grobe Anhaltspunkte. Und da kann ich bei Ihrem Gerät auch ohne Messen sagen, dass das ein absoluter Heißblüter ist, den man immer sehr gut befüllen muss und eher auf LOW betreibt 😉
Reinhard
8. Oktober 2022 at 18:05Habe den OP 500 von Ninja.Benutze zum Slow Cooken einen Glasdeckel mit Loch.Passt ein Temperaturfühler rein.
Sieht bei mir mit der Temperatur so aus,3/4 gefüllt.Auf High
1 Std. 38°C
2 Std. 62°C
3 Std. 76°C
4 Std. 96°C
5 Std. 96°C
6 Std. 98°C
Gabi Frankemölle
8. Oktober 2022 at 19:11Danke fürs Nachmessen – das stützt meine Theorie, dass fast alle Geräte früher (oder halt später) eh Kochtemperatur erreichen.