Welfencreme – ein heller Pudding mit Weinschaumsauce – ist in Westfalen eine traditionelller Nachtisch beim Hochzeitsessen. Die Zubereitung ist ganz einfach.
Was die Westfalen mit den Welfen zu tun haben? Kein Ahnung. Ob die Welfen als eines der ältesten noch existierenden Hochadelsgeschlechter Europas irgendwann mal in unserer Gegend an der Macht waren, hat mir auch der ausufernde Wikipedia-Eintrag nicht verraten. Aber sie haben quasi ein kulinarisches Erbe hinterlassen: Die in Westfalen beliebte weiße Creme mit Weinschaumsauce heißt Welfencreme – vermutlich weil sie in den Welfen-Farben gelb und weiß daherkommt.
Wie setzt sich die Welfencreme zusammen?
Welfencreme ist eine Schichtspeise – nach unten kommt die weiße Creme, obenauf die knallige eigelb-gelbe Weinschaumsauce. Der Pudding unten ist dabei KEIN Vanillepudding – wer Puddingpulver verwendet, disqualifiziert sich selbst 😉 Nein, damit die Creme schön weiß bleibt, nimmt man Speisestärke und aromatisiert hauchzart mit Vanille. Oder auch in einigen Landstrichen (allerdings nicht bei uns) mit gemahlenen, blanchierten Mandeln und einem Hauch Bittermandelöl.
Gelockert wird die weiße Masse mit den aufgeschlagenen Eiweißen, die Eigelbe landen in der Weinschaumsauce. Für die verwende ich einen kräftigen Riesling – ein zu dezenter Weißwein geht unter. In der Familie meines Mannes schwört man übrigens darauf, statt Weiß- einen Rotwein zu nehmen. Nicht mein Fall – erstens passt der Name Welfencreme nicht mehr, zweitens ergibt die Kombi aus Eigelb und Rotwein eine komisch-rotbraune Sauce. Nee, mit Weißwein sieht das viel besser aus!
Das westfälische Hochzeitsessen – Festmenü
Mit diesem Welfencreme-Rezept habe ich die klassische Zusammenstellung des westfälischen Hochzeitsessens auf slowcooker.de jetzt vollständig. Für Gemüsebeilagen wie Blumenkohl mit Butterbröseln oder Salzkartoffeln braucht ihr ja wohl keine Anleitung, oder?
- Auftakt des Hochzeitsessen ist die klassische Rindfleischsuppe (ohne das Fleisch), dafür mit Mark- oder Zwiebackklößchen.
- Das gekochte Rindfleisch aus der Suppe gibt es als zweiten Gang mit Gürkchen, Silberzwiebeln und entweder Remoulade oder Zwiebelsauce. Die kulinarische Grenze zwischen “südlicher” Remoulade (mit hartgekochtem Ei, sauren Gurken und etwas Zucker verfeinert) und “nördlicher” heller Zwiebelsauce verläuft übrigens geradewegs durch meine Heimatstadt – ich bin Team Zwiebelsauce!
- Traditioneller Hauptgang des westfälischen Hochzeitsessens sind Rinderbraten und Schweinebraten mit Salzkartoffeln, Erbsen und Möhren und Blumenkohl. Lendchen, Schnitzel oder gar Lachsfilets sind neumodischer Kram, aber inzwischen natürlich auch sehr verbreitet.
- Zum Nachtisch gibt es Herrencreme mit Rum oder diese Welfenspeise mit Wein, sehr selten im Frühsommer auch mal Erdbeercreme. Dass Kinder die alkoholischen Nachtische mitaßen, darum scherte sich zu meiner Kindheit niemand 😉
Welfencreme (Weinschaumdessert)
Welfencreme – ein heller Pudding mit Weinschaumsauce – ist in Westfalen eine traditionelller Nachtisch beim Hochzeitsessen. Die Zubereitung ist ganz einfach.
Zutaten
Für die weiße Creme:
- 5 Eiweiß
- 1000 ml Milch
- 1 Vanilleschote
- 80 g Speisestärke
- 3 - 4 EL Zucker
- Prise Salz
Für die gelbe Creme:
- 5 Eigelb
- 100 g Zucker (bei einem lieblichen Wein reichen 80 g)
- 1/2 l kräftiger Weißwein (Riesling)
- 1 EL Zitronensaft
- 30 g Speisestärke
Zum Dekorieren:
- Amarettini oder Mandelblättchen
Zubereitung
Zunächst die weiße Creme zubereiten: Die Eiweiße in einer fettfreien Schüssel steif schlagen, beiseite stellen.
900 ml Milch mit der Vanilleschote in einem ausreichend großen Topf bis zum Kochen erhitzen, währenddessen die restlichen 100 ml mit Speisestärke, Zucker und Salz verquirlen.
Wenn die Milch kocht, Vanilleschote entnehmen und angerührte Speisestärke einrühren, auchkochen lassen, bis es andickt. Vorsichtig das Eiweiß unterarbeiten, nicht zu sehr schlagen. Weiße Masse auf 12 Gläser (oder zwei Schüsseln) verteilen, erkalten lassen.
Für die gelbe Creme Eigelb mit Zucker, Wein, Zitronensaft und Speisestärke klumpenfrei verrühren. In einem Topf auf dem Herd bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren mit einem Schneebesen (macht die Sauce etwas schaumig) erhitzen, bis sie andickt. Noch heiß auf die weiße Creme verteilen.
Gläser bzw. Schüsseln einige Stunden kalt stellen. Vor dem Servieren mit Gebäck oder Mandelblättchen dekorieren.
Notizen
Die Creme kann gut eien tag zuvor zubereitet werden. Bei Aufbewahrung im Kühlschrank mit Folie abdecken, damit sie keine Gerüche annimmt.
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24-04-23 Jenseits von Afrika – iberty.de
23. April 2024 at 22:03[…] Gabi Frankemölle bereitete Welfencreme zu. […]