Grünkohl ist in Norddeutschland eine Glaubensfrage – die Süddeutschen kennen ihn dagegen kaum. Was haben sie da verpasst! Das Wintergemüse ergibt einen deftigen Eintopf, der aber je nach Region anders gekocht wird.
Die Norddeutschen kochen Kohl und Fleisch (in Bremen zB. die berühmten Pinkelwürste) separat, dann werden Salzkartoffeln oder süßlich-karamellisierte Kartoffeln zu gereicht. Bei uns kommt Grünkohl dagegen auf westfälische Art auf den Tisch. Was das Westfälische an diesem Eintopf ist? Eigentlich meine leider verstorbene Schwiegermutter Hedwig 🙂 Sie kochte das allerbeste Grünkohl, würzig-lecker und arbeitsparend, weil die Kartoffeln gleich zusammen mit dem Kohl garen. Normalerweise in einem Riesentopf (Aufwärmen bekommt dem Gericht wunderbar), ich habe es im Slowcooker probiert.
Der Grünkohl aus dem Schongarer schmeckte hervorragend, braucht aber eine stattliche Garzeit. Ich habe den Topf vor dem Frühstück (acht Uhr) befüllt und auf HIGH angesetzt, um halb 2 haben wir gegessen. Und so lange dauerte das schon mit mehlig kochenden Kartoffeln: Wer festkochende Kartoffelsorten verwendet, wird noch mehr Zeit einkalkulieren müssen – ich würde daher unbedingt zu mehlig kochenden raten. Ein, zwei Esslöffel Haferflocken unten im Topf sorgen übrigens für etwas gebundene Brühe – wers mag, ich brauche das nicht.
Warum wird Grünkohl vor allem im Winter gegessen?
In Norddeutschland hat Grünkohl eine lange Tradition als Wintergemüse. Warum gerade der Winter?
- Frosthärte: Grünkohl ist frosthart und kann bis zu minus 15 Grad Celsius überstehen. Das macht ihn zu einem idealen Gemüse für den Winter, da er auch im Freiland geerntet werden kann.
- Geschmack: Grünkohl schmeckt erst richtig gut, wenn er einmal Frost abbekommen hat. Dadurch bildet die Pflanze vermehrt Zucker, wodurch sie viel milder schmeckt.
- Nährstoffe: Grünkohl ist ein sehr gesund. Er enthält viel Vitamin C, Vitamin K, Kalium und Kalzium. Diese Nährstoffe sind besonders wichtig für die Abwehrkräfte, gerade in den kalten, nassen Monaten.
Zum Ganzjahres-Essen wird Grünkohl durch die Verwendung von Tiefkühlgemüse. Das finde ich auch am bequemsten in der Zubereitung. Wer frischen Grünkohl nimmt, muss diesen entstielen, kurz blanchieren, bis er zusammenfällt und dann grob hacken.
Grünkohl westfälisch (Slowcooker)
Dieser deftigste aller Wintereintöpfe wird arbeitssparend im 3,5 l Slowcoker zubereitet. Grünkohl, Kartoffeln und Fleisch garen gleich zusammen.
Zutaten
- 25 g Schmalz
- 2 Zwiebeln, feinst gehackt
- 50 g Räucherspeck
- 600 g TK-Grünkohl, aufgetaut
- 1 kg Kartoffeln, mehligkochend, geschält, in 1cm-großen Würfeln
- 1 EL scharfer Senf
- Salz, Pfeffer
- 250 ml Brühe (aus gekörnter Brühe zubereitet)
- 2 geräucherte Mettwürstchen
- 2 Kasslerkoteletts
Zubereitung
Zwiebeln in Schmalz andünsten (Mikrowelle) und im Slowcooker mit der
Brühe, dem Speck, den Kartoffelwürfeln und dem aufgetauten Grünkohl mischen.
Mit Senf, Salz (sparsam) und Pfeffer (kräftig) abschmecken.
Fleisch auf das Gemüse legen und fünf bis sechs Stunden bei HIGH (LOW nichtt empfohlen, die Kartoffeln werden dann oft nicht weich) garen. Zwischendurch einmal durchrühren, falls möglich und das Fleisch schon entnhemen, wenn es weich ist. Dann in den letzten 30 Minuten wieder dazu geben.
Notizen
Die Fleischmenge ist sparsam berechnet - wir essen keine großen Fleischportionen. Wer mag, kann natürlich mehr Wurst einlegen. Woanders gibt es eh statt Räucherfleisch Bratwurst oder Frikadellen dazu.
12 Kommentare
Angelika Koser
29. Oktober 2017 at 9:11Guten Morgen Gabi,
verlängert sich die Zeit wohl bei frischem Grünkohl? Sollte ich dann mehr Grünkohl einrechnen?
Lieben Gruß
Angelika
Gabi Frankemölle
29. Oktober 2017 at 9:33Ich habe es noch nie mit frischem Grünkohl gemacht und hab daher keine Erfahrungen. Ich würde den also blanchieren (fällt ja doch sehr zusammen) und dann fortfahren wie im Rezept…
Michaela Lindlar
25. November 2017 at 13:39Hallo Frau Frankemölle,
dieses tolle Grünkohlrezept haben wir bereits getestet, und für “sehr gut” befunden 🙂
Nun haben wir von Bekannten 1kg Stielmus geschenkt bekommen, und würden dieses gerne -ähnlich wie den Grünkohl – im Slowy verarbeiten. Welche Garzeit würden Sie in etwa empfehlen?
LG aus Düsseldorf! Michaela Lindlar & Anhang
Gabi Frankemölle
25. November 2017 at 16:54Hallo, Frau Lindlar – Stielmus habe ich noch nie zubereitet! Aber ich würde sagen, bewegt sich vermutlich im Rahmen von Grünkohl… einfach nach der Mindestgarzeit mal reinpieken und sehen, ob es gut ist!
Michaela Lindlar
25. November 2017 at 17:09Vielen lieben Dank für die schnelle Reaktion! Werde Sie über die Ergebnisse des “Stielmus-Experimentes” informieren 🙂
Pfotenkater
8. Dezember 2017 at 11:06hallo,
haben sie es auch schon mal mit pinkel und grützwurst probiert. norddeutsch, bremer oder oldenburger art?
Gabi Frankemölle
8. Dezember 2017 at 16:12Nein, habe ich leider nicht… Geht aber vermutlich nicht viel anders, nur Kartoffeln weglassen 😉 Wie lange die Würste allerdings brauchen, weiß ich nciht.
Ulrike
8. Februar 2018 at 11:51Pinkel braucht im Topf etwas länger als die Kartoffeln, wenn man sie extra kocht. Allerdings darf man die Würte nur ziehen lassen wie Wiener oder Weißwürste.
Info von meiner Mutter.
Ich will am Wochenende das erste Mal selber Grünkohl kochen, deshalb habe ich sie gestern gefragt. Natürlich im Slowcooker
Karin
9. Februar 2018 at 13:45Ich mache den Grünkohl immer mit Mettwürsten und -nachdem ich Oldenburger Kohlpinkel in Ostfriesland kennen gelernt habe- zusätzlich mit Kohlpinkel. Diese brauchen nicht länger als die Mettwürste, um gar zu werden.
Liebe Grüße
Karin
Karin
9. Februar 2018 at 13:54Zusatz: Ich koche den Grünkohl mit dem Fleisch 5 Std. auf HIGH (3,5 l Crocky) und füge nach 3 Std. die Mettwürste und Kohlpinkel für die restlichen 2 Std. HIGH hinzu.
LG Karin
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