Die Alpen sind ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Weltkarte. Insofern habe ich Alpenküche nie vor Ort oder original gegessen. Aber ich nenne quasi die Bibel der Alpenküche mein Eigen: “Der goldene Plachutta” (Amazon-Link) hat einen Ehrenplatz in meinem Kochbuchregal und ich hole ihn immer dann hervor, wenn mir nach nutzlosen Kohlehydraten, fluffigen Teigen, reichhaltigen Massen oder süßem Rahmguss zumute ist. Kurzum: Ich liiieeebe Mehlspeisen. Und so gibt es zum Blogevent Alpenküche beim Kochtopf von mir Topfenpalatschinken mit Marillenröster (auf Hochdeutsch Quarkpfannkuchen mit Aprikosenkompott).
Gastgeberin des Events ist übrigens die sympathische Südtirolerin Heike von Kebohoming (wir haben uns beim Bloggerevent Salt and the City in Salzburg kennengelernt). Sie schreibt in ihrem Intro über den Ursprung der Alpenküche: “Oft standen nur wenige Produkte auf dem Hof zur Verfügung… Milch, Eier, Gemüse aus dem Garten, Wildkräuter, Speck, Käse, Mehl, Brot… und daraus wurden einfache ursprüngliche Gerichte zubereitet.” Ich denke, zum Teil trifft das auch auf die Topfenpalatschinken zu – Butter, Quark, Eier, Mehl dürften sicherlich überall da gewesen sein, Aprikosen auch. Ob allerdings einfache Haushalte solche Mengen an Butter, Eiern und Rahm alltäglich verwendet haben, bezweifle ich mal – vermutlich handelt es sich hier doch um eine Festtagsspeise oder ein Gericht aus großbürgerlichen Wiener Haushalten. Vielleicht kann mir ein ÖsterreicherIn auf die Sprünge helfen?
Ich jedenfalls fühlte mich während der Zubereitung dieses köstlichen Desserts wie die Köchin eines KuK-Kommerzienrates zu Zeiten, als Lohnkosten noch keine Rolle spielten 😉 Es macht nämlich eine Menge Arbeit und für zwei Portionen lohnt der Aufwand (Kompott kochen, Pfannkuchen backen & füllen, überbacken) kaum. Ich erfreute also gleich die erweiterte Familie mit lauwarmen Palatschinken mit großartiger Sauce. “Sehr wohl, die Herrschaften. Hats g’mundet?”
Topfenpalatschinken mit Marillensauce
Mit Quarkmasse gefüllte hauchdünne Pfannkuchen, mit Sahne übergossen und mit säuerlicher Aprikosensauce serviert: Das schmeckt genauso köstlich wie es klingt, macht aber auch eine Menge Arbeit. Die lohnt sich erst richtig für eine größeren Kreis von Gästen, die man mit feiner Alpenküche beeindrucken möchte.
Zutaten
Für den Marillenröster:
- 500 g Aprikosen
- 2 EL Butter
- 2 - 4 EL Zucker (je nach Reifegrad der Früchte)
- 100 ml Weißwein (oder Apfelsaft bzw. Wasser)
Für die Palatschinken:
- 200 g Mehl
- 2 Eier
- 400 - 450 ml Milch (je nach Eigröße)
- 1 Prise Salz
- 3 - 4 ELButterschmalz zum Ausbacken
Für die Topfenfülle:
- 3 Eier, getrennt
- 40 g Zucker
- 50 g Butter, zimmerwarm
- 30 g Puderzucker
- 1 TL Vanillezucker
- Abrieb einer 1/2 Zitrone
- Prise Salz
- 250 g Quark (10% oder 20 % Fettstufe)
- 125 g saure Sahne
- 30 g Rosinen (optional)
Für den Guss:
- 100 ml Milch
- 1 Ei
- 30 g Zucker
- 125 g saure Sahne
Zubereitung
- Die Aprikosen halbieren, entsteinen und in Spalten schneiden. Die Butter in einem Topf erhitzen, die Früchte zugeben und vorsichtig darin wenden. Den Zucker dazu geben, Flüssigkeit angießen und alles sanft köcheln lassen, bis die Früchte zu zerfallen beginnen. Nach Wunsch pürieren oder stückig lassen, beiseite stellen.
- Zutaten für die Palatschinken gut verschlagen, den dünnen Teig 30 Minuten quellen lassen. Dann in einer leicht mit Butterschmalz gefetteten Pfanne bei mittelhoher Hitze 8 bis 12 dünne Palatschinken hellbraun ausbacken. Fertige Palatschinken auf einen Teller stapeln, beiseite stellen.
- Für die Quarkfülle zunächst die Eiweiß mit dem Zucker steif schlagen und beiseite stellen. Die weiche Butter mit Puderzucker, Vanillezucker, Zitronenabrieb, Salz und Eigelb sehr cremig rühren, dann Quark und saure Sahne einrühren. Zuletzt Rosinen und Eischnee vorsichtig unterheben.
- Die Pfannkuchen mit jeweils 1 bis 2 Esslöffeln Quarkmasse füllen und aufrollen. In der Mitte durchschneiden und dachziegelartig in eine Auflaufform (20 mal 30 cm) schichten. In den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen (2. Schiene von unten, Ober-/Unterhitze) stellen. 10 Minuten ohne Guss backen.
- Für den Guss alle Zutaten verquirlen und nach 10 Minuten Backdauer über die Palatschinken gießen. Weitere 15 Minuten fertig backen.
- Am besten lauwarm mit Aprikosensauce servieren.
Notizen
Statt Aprikosensauce schmeckt auch Pflaumenkompott hervorragend dazu.
8 Kommentare
frauvau
11. Juni 2016 at 16:11Nur gut, dass mein Magen gerade gut gefüllt ist.. sonst hätte ich meine Heißhungerattacke nicht in den Griff kriegen können… ich liebe leider auch Mehlspeisen und der Mann auch. Danke für das Aufschreiben des Rezepts, das wird bestimmt mal nachgekocht!
gfra
11. Juni 2016 at 16:42Dann nimm dir reichlich Zeit dafür – das ist echt aufwändig 🙂 Aber der Geschmack entschädigt für die Mühe…
Sakrikoestlich
12. Juni 2016 at 12:22Mir läuft gerade das Wasser im Munde zusammen…ich sitz gerade am PC und vertreibe mir die Wartezeit aufs Mittagessen mit Blogslesen (sehr dumme Idee). Sieht sehr lecker aus und obwohl ich eigentlich kein großer Süßspeisenfan bin hätte ich da jetzt echt Lust drauf!
Liebe Grüße, Tanja
gfra
13. Juni 2016 at 18:29Das war auch echt lecker, Tanja – aber sehr aufwändig 😉
Kebo
15. Juni 2016 at 10:51Aus dem Plachutta, da kann man nichts falsch machen, ein großartiges Kochbuch! Und das Gericht… Topfenpalatschinken liebe ich, da wär ich am liebsten dazu gekommen und hätte mit geschlemmt 🙂
Sonnige Grüße aus Südtirol und auch auf diesem Wege noch mal: schön, dass wir uns persönlich kennen gelernt haben!
Kebo
gfra
16. Juni 2016 at 21:02Finde ich auch, Heike 🙂 Und nachdem ich jetzt Österreich auf meiner Weltkarte auch “abgehakt” habe, muss ich noch einen Grund finden, auch mal nach Südtirol zu kommen…
ONMA Hannover
14. Mai 2018 at 14:10Danke für das tolle Rezept. Es schmeckt wirklich köstlich!! Ich bin mir auch zu 100 % sicher, dass das nicht das letzte mal war, dieses Rezept anzuwenden 🙂
Liebe Grüße
Blitzschnelle Topfen-Golatschen | Langsam kocht besser
7. Oktober 2023 at 6:54[…] zu wirklich vernünftigen Preisen. Und die Mehlspeisen erst: Gefüllte Strudel, Kaiserschmarrn, Palatschinken, Marillenknödel (die ich inzwischen auch selbst schon gut […]